Unter dem Begriff Parodontologie versteht man die Lehre von den Zahnfleischerkrankungen - also das Erkennen, die Ursachenermittlung, und die Behandlung von Zahnfleischerkrankungen. Da es hier besonders viele neue Erkenntnisse gibt, möchten wir dazu Einzelheiten erklären. Es gibt einfache und sehr schwere Verlaufsformen und erkranktes Zahnfleisch hat fast jeder Mensch! Die Ursache liegt in einer übermäßigen Vermehrung von Bakterien im Mund und die daraus resultierende Immunantwort des Körpers.
In den letzten Jahren konnte eine Vielzahl der 400 bis 500 verschiedenen Bakterienarten und ihre Wirkungsweise identifiziert werden. Die Bakterien bilden einen Biofilm im Sulkus. Der Sulkus ist der Zahnfleischsaum, der Raum zwischen Zahn und Zahnfleisch. Ein Biofilm ist eine spezielle Substanz, in der Bakterien leben, der z.B. auch in Wasserleitungen als glitischiger Überzug zu finden ist. Die im Sulkus befindlichen Bakterien leben darin wie in einer gut befestigten Burg. Sie haben verschiedene Aufgaben, sind nützlich oder eben auch schädlich bis zerstörerisch. Aber die Burg Biofilm macht sie schwer angreifbar, auch für so wirkungsvolle Geschosse wie Antibiotika. Und hier kommt unsere nützlichste Waffe ins Spiel: die Zahnbürste.
Die Zahnbürste säubert Zähne und Sulkus, der Biofilm wird mechanisch reduziert, sodass ein gesundes Gleichgewicht in der Mundhöhle herrscht. Durch eine in der Zahnarztpraxis durchgeführte professionelle Zahnreinigung wird der Biofilm auch in den Bereichen reduziert, in die auch der weltbeste Zahnputzer nicht hinkommt; und das sind wenigstens 25% der Biofilmbereiche.
Umgekehrt, also bei mangelnder Reinigung, vermehren sich die Bakterien, d.h. es vermehrt sich auch der Biofilm. Wunderbare Nischen bildet Zahnstein auf den Zähnen und der Zahnstein unter dem Zahnfleisch (Konkrement). Unser Immunsystem wehrt sich; es kommt zur Entzündung des Zahnfleischs. Falls nichts unternommen wird um die Bakterien zu reduzieren und die Entzündung bestehen bleibt, zieht sich als nächstes der Knochen zurück, der den Zahn hält. Das geht so lange bis die Zähne wackeln und ausfallen. Damit hat unser Körper das Problem der Krankheit Parodontose gelöst, denn die Bakterien im Biofilm sind mit dem letzten Zahn verschwunden!
Aber soweit braucht es nicht mehr zu kommen, da wir jetzt besser Bescheid wissen über die Mechanismen einer Parodontose.
Eine ganze Reihe von besonders zerstörerischen Bakterien ist identifiziert und kann bei Nachweis gezielt bekämpft werden. Ebenso können wir mittels eines Tests herausfinden wie schnell das individuelle Immmunsystem reagiert.
Darüberhinaus sind uns alllgemeine Faktoren bekannt, die eine Parodontose begünstigen, wie Rauchen und Streß. Ebenso gibt es eine Reihe von Krankheiten, die sich bei Parodontose verschlimmern, wie Diabetes, rheumatoide Arthritis, Neigung zu Frühgeburt, Atherosklerose, Schlaganfall und Herz- Kreislauferkrankungen. Ganz neue Forschungen geben sogar Hinweise, dass durch chronische Zahnfleischentzündungen das Immunsystem so beschäftigt wird, dass eine Krebserkrankung begünstigt wird.
Regelmäßiges Zähneputzen und die Professionelle Zahnreinigung - wahrhaft kleine Dinge, die viel Gesundheit bewirken!